Pertisau - Bärenbadalm (1457 m) - - Weißenbachsattel (1695 m) - Stanser Joch (2102 m) - Nauders Alm (unbew. 1864 m) - Rizuelhals - Lunstsattel - Gramaialm (1261 m)

Der Sommer 2011 war leider nur mit wenigen Schönwettertagen ausgestattet. Dementsprechend konnte ich trotz eines zehntägigen Aufenthalts am Achensee nur einige wenige große Wanderungen unternehmen. Die sicherlich längste und anstrengendste Wanderung stellt die nachfolgend beschriebene Wanderung dar. Nachdem ich leider vergeblich versucht hatte, für die komplette Wanderung an der Rezeption unseres Hotels eine Gehzeitabschätzung und eine Einschätzung zur Schwierigkeit der Wanderung zu erhalten, machte ich mich bei schönstem Wetter mit ausreichend Proviant auf den Weg. Auf dem kompletten Abschnitt zwischen Bärenbadalm und Gramaialm gibt es keine Verpflegungsstellen, so dass man neben ausreichend Wasser auch seine Wegzehrung selbst mitnehmen muss.

Startpunkt der Paraglider bei der Bergstation

Aufgrund der Tourenlänge frühstückte ich bereits um halb acht und war daher bereits gegen 9 Uhr an der Bergbahn. Der kleine Anstieg innerhalb von Pertisau ist schön auf dem Höhendiagramm zu erkennen, wie auch der rasante Aufstieg mittels der Karwendelbahn.
Auf dem Zwölferkopf angekommen kann man bei schönem Wetter die Paraglider beobachten, die direkt neben der Bergstation ihren Startplatz haben. Die Leichtigkeit des Fliegens stand mir für heute jedoch nicht bevor, sondern erst einmal ein gemütliches Wandern zur auf 1457 m gelegenen Bärenbadalm. Ich erinnerte mich, dass ich hier mit meinen Eltern zusammen auf der Terrasse gesessen hatte und einen (so glaubte ich) genialen Kaiserschmarren gegessen hatte. Verblüffend war, dass beim Blick durch eines der Fenster bereits zu dieser Uhrzeit ein Gast einen Kaiserschmarren am Essen war - der Optik nach ist er immer noch lecker.

Achensee von der Bergstation der Karwendelbahn

Der Achensee von der Bergstation der Karwendelbahn

Die Bärenbadalm am Achensee

Blick über Bärenkopf in Richtung Rofan
Die Bärenbadalm Blick über Bärenkopf in Richtung Rofan

In Erinnerungen konnte ich jedoch nicht zu lange schwelgen, denn die Tour würde noch etwas dauern. Nächstes Etappenziel war der Weißenbachsattel, den ich bereits wenige Tage vorher mit meiner Frau erwandert hatte. Der Weg verläuft meist mit leichter Steigung zum 1695 m hohen Sattel. Bei heißem Wetter bietet der dichte Wald einen guten Schatten. Aufpassen sollte man insbesondere mit kleinen Kindern an einigen kurzen Passagen, da die grasigen Hänge recht steil abfallen.
Am Weißenbachsattel hält man sich rechts in Richtung des Stanser Jochs. Der Weg wird nun steiler und zunehmend mit Geröll durchsetzt. Mit jedem Höhenmeter den man dem Kamm des Stanser Jochs näher kommt, werden die Blicke auf die umliegenden Berge des Rofan und Karwendel freier - der Bärenkopf liegt unter einem und gibt somit die Sicht frei.

Blick über das Inntal in Richtung des Alpenhauptkamms

Blick über das Inntal in Richtung des Alpenhauptkamms

  Gemsen beim Stanser Joch

Mit Erreichen des breiten Rückens des Stanser Jochs öffnet sich der Blick auf das Inntal und die in südlicher Richtung liegenden Berge. Der Alpenhauptkamm mit seinen Gletscherbedeckten 3000ern ist zum greifen nah. Aufgrund der letzten kalten Sommertage sind die hohen Berge noch bis auf 2500 m mit Schneefeldern durchsetzt, was den Kontrast zum recht grünen Inntal noch verstärkt.

Auf der anderen Seite hat man einen komplett freien Blick auf das Rofan, den Achensee und Teile der Karwendeltäler. Die Aussicht wird auf dem Weg zum Gipfel des Stanser Jochs noch besser. Die 10 Minuten bis zum Gipfel sind einfach und unschwierig. Kleiner Tipp noch am Rande: an den großen Gittern sollte man rechts vorbei gehen.

Am Gipfel des Stanser Joch

Am Gipfel waren nur drei andere Bergwanderer. Ich hätte aufgrund des tollen Wetters mit wesentlich mehr Besuchern gerechnet. Dementsprechend konnte ich die tolle Aussicht in aller Ruhe genießen, auch wenn bereits die ersten Wolken von dem bereits für den späten Tagesverlauf angekündigten Wetterumschwung zeugten.

Auf dem Rückweg vom Gipfel schaute ich kurz vor der Abzweigung zur Bärenbadalm in Richtung des Bärenkopfes. Dabei entdeckte ich wenige Meter unter mit in der Steilwand des Stanser Jochs einige Gämsen - immer wieder faszinierend diese Trittsicherheit und Gewandtheit in den Felsen.

Gipfelbild Stanser Joch

Der Wanderweg in Richtung der Gramaialm folgt im weiteren Wegverlauf dem Gratrücken. Anfangs ist der Weg noch recht breit, doch je näher man dem höchsten Punkt der Tour kommt, desto schmäler wird der Grat. Der Weg verläuft in kleinem Sicherheitsabstand zu dem steilen Abbruch in nördlicher Richtung. Mit Erreichen des höchsten Punktes unterhalb des Ochsenkopfs wird der Weg dann jedoch etwas anspruchsvoller, denn es gilt nun einen steilen Wegabschnitt durch eine steile Bergflanke bergab zu gehen.

Stellenweise kommt man dem nördlichen Abbruch dabei sehr nahe, so dass diese Etappe sicherlich die anspruchsvollste Passage der Tour ist. Mit Erreichen eines kleinen Sattels hat man die schwierigste Passage jedoch hinter sich gelassen. Der nachfolgende Weg führt zwar durch steiles Wiesengelände, ist jedoch nicht mehr so ausgesetzt wie die vorherige Passage.

Am Gipfel des Stanser Joch

Der Weg windet sich nun um einige steilere Bergflanken. Dabei werden recht wenige Höhenmeter überwunden, so dass man zügig vorankommt. Lediglich kurz vor Erreichen der Weggabelung des möglichen Abstiegs zur Falzthurnalm gilt es noch einige Höhenmeter steil durch eine Wiese zu erklimmen, denn der eigentliche Weg ist durch eine Mure weggerissen worden. Nebenbei muss man auch noch auf die zahlreichen Kuhfladen achten, denn dieser Bereich dient im Sommer als Kuhweide. Wenig später erreiche ich die Abzweigung/Weggabelung zur Falthurnalm, welche direkt unter dem mächtigen Gipfel der Rappenspitze liegt. Der Abstieg ist mit 2 Stunden angeschrieben. Leider ist die Gehzeit zur Gramaialm auf keinem der zahlreichen Schilder vermerkt, so dass ich diese ebenfalls mit 2 Stunden schätze.

Blick zurück zum Ochsenkopf

Blick zurück auf den Ochsenkopf und den etwas schwierigeren Wegabschnitt

Gipfelkette des Hochnissl Spitze Die Rappenspitze

Nach einem kurzen SMS Wechsel mit meiner Frau habe ich entschieden, dass ich auch die restliche Etappe zur Gramaialm wandere und mich dort von meiner Frau abholen lasse. Auf den flachen Hatscher von der Falzthurnalm nach Pertisau habe ich keine Lust mehr; der komplette Rückweg von der Gramaialm wäre auch des Guten zu viel.

Da das Wetter nichts mehr ganz so stabil wirkt, legte ich ein etwas größeres Tempo an den Tag. Der folgende Abstieg war recht schnell geschafft, so dass ich die zwischenzeitlich überholten Fernwanderer wieder traf. Diese hatten zwischenzeitlich eine Abkürzung durch die Wiese genommen und somit einige Minuten gespart. Ich überholte Sie erneut und ließ sie aufgrund meines schnellen Schrittes auch recht zügig hinter mir. Beim Abstieg zur Nauders Alm ist die Wegfindung etwas problematisch. Einerseits gibt es zwar zahlreiche Wegspuren, andererseits führen diese teilweise direkt in sumpfiges / matschiges Gelände. Ich orientierte mich an der Lage der Hütte und wählte eine eigene Wegvariante. Die immer wieder zu erkennenden Steigspuren zeugten davon, dass mehrere andere Wanderer ähnlich gelaufen sind. Oder waren es nur die Kühe?

Lamsenspitze

Die Lamsenspitze

  Der Gipfel des Sonnjoch

An der Alm angekommen, fragte ich noch nach der Gehzeit bis zur Gramaialm. Diese wurde mit guten 1,5 Stunden beziffert. Ich wurde im Gegenzug noch gefragt, ob ich auch genug zu trinken dabei hätte und eine Regenjacke. Ich bedankte mich für die Nachfrage und ging, da ich beides dabei hatte, weiter.

Der Weg ist nun wieder einfach zu finden und die sumpfige / matschigen Wegabschnitte gehören vorerst der Vergangenheit an. Erst einmal gilt es den einen kleinen Anstieg auf geschottertem Weg zum Rizuelhals zu überwinden. Der Weg ist recht breit und die vorhandenen Zäune dienen wohl eher der Abgrenzung der Kuhweiden als dem Schutz der Wanderer. Ausgesetzt ist der Weg nicht wirklich. Mit Erreichen des Rizuelhals öffnet sich der Blick auf die steilen Abbrüche der Hochnissl-Spitze, in deren Verlängerung - von diesem Punkt nicht sichtbar - die Lamsenjochhütte liegt.

Gipfel des Sonnjoch

Mein Wanderweg in Richtung der Gramaialm verläuft in westlicher Richtung weiter. Die Schilder weisen zwar immer noch nicht auf die Gramaialm, dafür aber immerhin auf den Lunstsattel hin- Die Steigspuren sind gut zu erkennen, zumal es zwischen den vielen Latschenkiefern nur eine Wegvariante gibt. Die Wolken hingen mittlerweile sehr tief und zeugten von einem anstehenden Regenschauer, so dass ich meinen ohnehin schon schnellen Schritt nochmals beschleunigte, sofern dies auf dem mit Wurzeln durchsetzten Weg möglich war.

Der Weg ist leider etwas zugewachsen und die zahlreichen Wurzeln bedürfen eines achtsamen Trittes. Erst mit Erreichen des Lunstsattels nehmen die Latschen für kurze Zeit wieder ab. Am Sattel öffnet sich der Blick in Richtung der Lamsenjochspitze, Hahnkampl und wenig später auch in Richtung Sonnjoch und Gramaihochleger.

Ich machte eine kurze Pause und genoss den Blick auf das Sonnjoch, Gramaihochleger und das Hahnkampl - alles Tourenziele von früheren Bergwanderungen. Ein kurzer Blich auf die Uhr zeigte, dass ich gut in der Zeit war; dennoch machte ich mich an den Abstieg zur Gramaialm.

Abstiegsweg vom Lunstsattel; hinten Gramaihochleger und Hahnkampl

Der Abstiegsweg vom letzten Sattel

  Gramaier Grund mit Gramaialm

Diese Etappe gehört um ehrlich zu sein zu den unangenehmsten Abschnitten, die ich in den letzten Jahren gewandert bin. Einerseits fehlen Markierungen in ausreichender Anzahl, auf der anderen Seite erschweren die Spuren der Kühe die Wegfindung. Auch der teilweise tiefste Matsch und die Kuhfladen machen den Weg nicht unbedingt sympatischer. Leider bin ich mehrfach in die falsche Richtung gelaufen bzw. habe Umwege gefunden...

Am Ende habe ich den richtigen Weg doch noch gefunden und das große in den Gramaier Grund führende Geröllfeld erreicht. Die letzten Meter zur Hütte sind schnell erledigt, auch wenn noch ca. 250 Höhenmeter zu absolvieren sind. An der Hütte angekommen setzte ich mich an die Kasalm und genoss einen der guten Bergkäse zusammen mit einem selbst gemachten Brot. Einfach lecker.

Gramaier Grund mit Gramaialm

Tourenzusammenfassung

Ausgangspunkt: Bergstation der Karwendel Bergbahn
Höhenmeter Auf- / Abstieg jeweils 950
Gehzeiten Bei Verwendung der Seilbahn 1,75 - 2 h bis zum Stanzer Joch, von 3 - 4 h bis zur Gramaialm
Voraussetzungen T3
Allgemeines Fazit

Fazit: Sehr schöne Wanderung mit tollem Blick auf das Inntal, Rofan und das Karwendel. Die Länge der Tour erfordert jedoch eine gute Kondition und sicheres Wetter.