Yakhara - Thorong Pedi - High Camp - Thorong Pedi

Gegen 6:30 werde ich wach. Der erste Blick aus dem Fenster bringt mich zum staunen – es schneit wieder sehr stark und es liegen mindestens 10 cm Schnee. Doch spätestens als ich in die eiskalten Schuhe und Wandersocken (die Socken wollte ich definitiv nicht im Schlafsack warm halten...) anziehe werde ich richtig wach. Das Anziehen der Trekkingklamotten dauert auch etwas länger, da ich nun auch Gamaschen und Regenhose anziehen muss. Aufgrund unserer guten Akklimatisierung habe ich keine Probleme mit der Höhenlage. Weder Kopfschmerzen noch Schwindel plagen mich, so dass ich froh über den Verlauf bin und positiv an die Passüberschreitung denke. Auch habe ich weiterhin großen Hunger, was laut Kami ein gutes Zeichen ist.

Der Schneefall tut der Stimmung keinen Abbruch

Nach dem Frühstück (Ei + Toast, Müsli) in der warmen Gaststube quälen wir uns raus in den weiterhin starken Schneefall. Nach den obligatorischen Bildern im Schneetreiben beginnen wir unsern langsamen Aufstieg in Richtung Thorong Pedi – der letzten Station vor dem Thorong La Pass.
Wir gehen erneut sehr langsam – Kräfte sparen heißt die Devise. Dementsprechend werden wir kurz nach unserem Aufbruch von einigen anderen Gruppen überholt. Links vom Wegesrand stehen einige Yaks, die auf dem Rücken eine dünne Schneedecke von der Trägheit der Tiere zeugt. Auch sehen wir ein Zelt auf einer Wiese, aus dessen Ofenrohr (!) dicker Qualm kommt. Für uns irgendwie unvorstellbar die Nacht draußen zu verbringen bei diesen Witterungsbedingungen – für einige Einheimische wohl leider der notwendige Alltag.

Altschneefelder

Hund bei der Yakhara

Altschneefelder
Thorong Pedi ist fast erreicht Der Eingang zu Thorong Pedi

Der Schneefall wird langsam weniger. Dennoch kann auf die Regenbekleidung nicht verzichtet werden, so dass ich langsam aber sicher von innen heraus nass werde. Bei der ersten Pause ziehe ich dementsprechend einige Kleidungsstücke aus. Die Fäustlinge habe ich bereits nach wenigen Minuten wieder in den Rucksack verstaut, da die Luft eigentlich nicht so kalt ist.
Der Schnee macht die eigentlich einfache Wanderung etwas schwieriger. Auf der Hängebrücke mit Stahlplanken müssen wir insbesondere bei dem Auf- und Abstieg aufpassen, dass wir nicht auf dem Hosenboden landen. Allerdings sorgt der Schnee auch für einen kleinen Spaß. Vor uns geht eine Gruppe von 2 Frauen und Führer. Die Frauen sind auf dem rutschigen Untergrund sehr unsicher.

Tolle Ausblicke

Verschneite Gebetsfahnen

 

Kami streut uns in diesem Bereich den Weg mit etwas Geröll und wir kommen problemlos hinab wohingegen die beiden Frauen mehrfach Kontakt mit dem Schnee aufnehmen und teilweise freiwillig auf dem Hintern die Serpentinen zur Brücke hinabrutschen, die für die Überquerung des Baches genutzt werden kann. Auf das Angebot der Wanderstöcke verzichten die beiden jedoch. Auf der anderen Talseite steht ein kleiner Anstieg in mehreren Serpentinen an. Kurzzeitig kommt die Sonne heraus und schlagartig wird mir richtig warm. Dementsprechend ziehe ich die Überbekleidung aus und stopfe sie in meinen Rucksack. Die Pause nutze ich um noch etwas den rutschenden Frauen zuzuschauen bevor ich mit einem leichten Grinsen im Gesicht die restlichen Höhenmeter zu unserem Pausenplatz aufsteige. Bei einer kleinen Hütte stehen einige Bänke, an denen wir die letzte große Pause vor Thorong Pedi machen. Von hier aus hat man einen guten Blick bis fast nach Thorong Pedi. Ich habe keine Ahnung warum, aber irgendwie versetzte mich die verschneite Landschaft und die kurzzeitig durchkommende Sonne in eine Hochstimmung. Erich brachte mich auf die Idee, die restliche Etappe mit Musik zu hinterlegen. Gesagt – getan. Von nun an begleitete mich Robbie Williams mit Feel und Angels während der  Wanderung durch die verschneite Landschaft. Einfach genial!

Beim High Camp

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Beeindruckende Aussicht vom High Camp

! Zwischendurch mache ich mir zwar etwas Sorgen ob aufgrund des steilen Hangs und der Temperaturen eventuell eine Lawine über den Weg abrutschen könnte, doch die Stimmung konnte dies nicht verschlechtern. Der Weg ist trotz der Höhenlage wenig anstrengend, da nur wenige Höhenmeter überwunden werden müssen.
Zwischenzeitlich kam kurz die Sonne raus und die umliegenden Berge waren kurz sichtbar, doch kurz vor Thorong Pedi zogen wieder dicke Wolken in das Tal. Bei leichtem Schneefall erreichte ich Thorong Pedi und wurde überschwänglich von unseren Portern empfangen.
 

Altschneefelder

Wolkenreste werden über die Gipfel geblasen

Ausblick aus meinem Schlafzimmer Starke Winde fegen Schnee und Wolken über die Flanken der 7000er

Ich bekam das erste Zimmer auf der linken Seite in Thorong Pedi. Das Zimmer hatte einen eigenen WC und einen Panoramablick mit zwei Fensterseiten, so dass ich aus dem Schlafsack heraus einen tollen Ausblick auf das Annapurnagebiet hatte. Doch erst einmal galt es noch eine Kleinigkeit zu essen, damit ab 15 Uhr der Akklimatisierungsaufstieg zu High Camp beginnen konnte. Etwas verwundert waren wir über die Tatsache, dass der Aufenthaltsraum unbeheizt war. Dementsprechend war ich froh, als das Essen (Rösti) nach einer größeren Wartezeit endlich kam. Das Essen wärmte und ich merkte, wie neue Energie kam.
Nach dem Essen machten wir uns an den laut Kami „kurzen und wenig Höhenmeter umfassenden“ Aufstieg zum High Camp. Von den 500 Höhenmetern war nicht die Rede.

Tolle Ausblicke

Blick zurück zum High Camp

  Altschneefelder

Der Aufstieg zum High Camp beginnt direkt bei Thorong Pedi und windet sich in zahlreichen Kehren den Schotterhang hinauf. Kurz nach unserem Abmarsch beginnt es wieder zu schneien. Zusammen mit dem teilweise vorhandenen Eis entstand eine rutschige Unterlage, die etwas Konzentration erforderte. Mit zunehmender Höhe werden die Abstände von Kehre zu Kehre immer kürzer, bis der Weg schließlich gerade durch eine Engstelle führt. Der leichte Schneefall hatte sich in der Zwischenzeit zu einem kleinen Schneesturm entwickelt, denn starker Wind peitschte uns den Schnee ins Gesicht. Dementsprechend war ich froh, als ich die Häuser der Hochalm sah und ich wenige Minuten später im halbwegs warmen Gastraum saß. Doch bevor der warme Kaffee am Tisch war, kam die Sonne aus den Wolken. Schlagartig änderte sich die Stimmung und wir verließen die Alm um den Ausblick zu genießen. Mit jeder Minute wurde der Ausblick besser und die Wolken wurden weniger.

Toller Sternenhimmel

Als wir einige Zeit später uns an den Abstieg machten, war der Himmel wolkenlos. Nur die starken Schneefahnen an den Gipfeln zeugten noch von dem Wind, der uns vor kurzem den Aufstieg erschwert hat. Die Szenerie war mehr als beeindruckend und ich genoss den Ausblick auf die tief verschneiten Berge. Sicherlich können auch die Alpen beeindruckend sein, aber das hier gebotene Panorama ist eine Steigerung, die man erlebt haben muss. Während des Abstiegs wird mir bewusst, dass ich heute ohne Probleme auf knapp 5000 m gestanden habe. Dies gibt mir Zuversicht für den nächsten Tag. Ich fühlte mich sogar so fit, dass ich kurz mit dem Gedanken gespielt habe, den direkt am High Camp liegenden 5000er noch kurz zu erwandern. Kami meinte nur, dass ich mir meine Kräfte aufsparen soll...

Als wir in Thorong Pedi ankommen ist es fast dunkel. Der Abstieg hat zwar keine Stunde gedauert, aber aufgrund des späten Aufbruchs und der Pause am High Camp hat sich die Akklimatisierungstour doch etwas in die Länge gezogen. Abends gibt es nochmals ein leckeres Essen. Mit gemischten Gefühlen und etwas aufgeregt lege ich mich in meinen Schlafsack. Schlafen kann ich jedoch kaum – neben der Aufregung weckt mich immer wieder eine Maus auf, die unter meinem Bett herumläuft…

Tageszusammenfassung

Höhenmeter Auf- / Abstieg 850 m 250 m
Gehzeit 4 - 6 h