Stoan Alm (1450m) - Essener Rostocker Hütte (2208 m) - Rostocker Eck (2749m)

Am vierten Tag meines Wanderurlaubes im Virgental unternahm ich die schönste und anspruchsvollste Tour dieses Urlaubes. Geplant war der Aufstieg von Hinterbichl zur Essener-Rostocker Hütte inklusive der Besteigung des Hüttenhausberges; dem Rostocker Eck. Laut Wanderbuch ist diese Tour bei guten Verhältnissen als leicht einzustufen - bei Schnee oder Regen wird aus der Wanderung allerdings recht schnell eine schwierigere Tour. Dementsprechend sollte diese Tour nur bei gutem Wetter unternommen werden!
Auf der Terasse der Essener Rostocker Hütte

Ausgangspunkt der Wanderung ist ein gebührenpflichtiger Parkplatz am Ende des Virgentals, welcher aufgrund der Beliebtheit des Gebietes stark frequentiert ist. Der Weg in Richtung der Essener-Rostocker Hütte folgt anfangs auf der gegenüberliegenden Bachseite dem Fahrweg in Richtung der Wasserfälle. An einer Weggabelung hält man sich rechts (beschildert). Aufgrund der schattigen Lage des Weges und einem leichten Wind wurde es mir recht schnell. Ich hatte keine Lust auf eine Pause, weshalb ich das Gehtempo erhöhte und mir so etwas wärmer wurde. Dem Weg immer weiter folgend passiert man nach kurzer Zeit die Stoan Alm. Wenige Minuten hinter dieser geht der Fahrweg in einen schön angelegten Wanderweg über. Immer wieder wechselt die umliegende Landschaft; anfangs wandert man durch einen Wald, später führt der Weg durch Wiesen. Der letzte Anstieg verläuft als "Schlusspunkt" über Geröll. Nicht vergessen werden sollte noch der kleine Stausee, der das Gesamtbild abrundet und den Schlussanstieg ankündigt.

Der weg folgt meist der Seitenmoräne eines abgetauten Gletschers
Auf der Sonnenterasse der Essener-Rostocker Hütte genoss ich einige Zeit die Aussicht auf den Lasörling und die hinter dem Winterraum (?) hervorschauenden Simonyspitzen. Nicht zu verachten war auch die auf der Sonnenterasse herrschende Ruhe, denn es waren erstaunlich wenige andere Wanderer anzutreffen. Leider konnte ich die Aussicht nicht zu lange genießen, denn für den Nachmittag waren Gewitter und kleinere Regenschauer angesagt...

Der Weiterweg zum Rostocker Eck ist mit 1,5 Stunden angeschrieben - was auch als realistisch einzuschätzen ist, da immerhin noch gute 500 Höhenmeter zu überwinden sind. Die ersten davon baut man auf einer Seitenmoräne ab, die allerdings nicht mehr durch einen Gletscher gestützt wird. Hier kann man leider sehr gut den Gletscherschwund der vergangenen Jahre erkennen. Der Anstieg erfolgt teilweise auf der Spitze der Gletschermoräne oder auf der linken Seite. Trittsicherheit sollte ab hier auf alle Fälle beim Wanderer vorhanden sein, denn im weiteren Verlauf müssen einige mehr oder weniger ausgesetzte Stellen passiert werden, die nicht versichert sind.

Zwischenzeitlich gilt es in einer Senke, man befindet sich immer noch im Bereich der Randmoräne, über einige große Geröllblöcke / Platten zu balancieren - eine willkommene Abwechslung. Hinter dieser Passage erreicht man den nördlichsten Punkt der Tour, von dem man eine herrliche Aussicht auf die vielen 3000er der Umgebung hat. Auf einem der vielen Felsen machte ich noch eine letzte Pause, bevor ich den Aufstieg zum Gipfel startete. Der Weg wird nun steiler und ist an einigen Stellen etwas schmaler bzw. leicht ausgesetzt. In zahlreichen Serpentinen windet sich der Weg immer wieder zwischen den Felsen durch, so dass man keine Kletterstellen zu überwinden hat. Der Weg ist teilweise recht rutschig, weshalb man äußerst vorsichtig sein sollte. Deshalb ist die Besteigung des Rostocker Ecks auch nur bei guten (trockenen!) Bedingungen als leicht einzustufen.

Blick auf die weit unten liegende Hütte
Atemberaubendes Gipfelpanorama

Die letzten Meter bis zum Gipfel gilt es teilweise auf losem Geröll zurückzulegen. Den vermeintlichen Gipfel hat man auf den letzten 30 Minuten fast permanent im Blick, doch nach Erreichen dieses Punktes sind es noch 2-3 Minuten auf dem Grat bis zum Gipfelkreuz. Für die letzten Meter auf dem Grat gehört Trittsicherheit zur Vorraussetzung, denn auf der linken Seite befindet sich der Steilabsturz zur Essener-Rostocker Hütte und auf der rechten Seite fällt der Hang recht steil ab. Kleiner Tipp für Wanderer mit Höhenangst: haltet euch etwas rechts von der Gratschneide, dann sollte das kein Problem sein.

Die Aussicht vom Gipfel entschädigt für den gesamten, immerhin ca. 3,5 Stunden dauernden, Aufstieg. Im Nordwesten liegen zahlreiche mit Eis überzogene Gipfel, wie beispielsweise die Simonyspitzen, im Süden kann man die östliche Lasörlinggruppe überblicken. Lässt man den Blick nach Osten schweifen, so kann man bei genauem Hinsehen das Defregger Haus erkennen. Beeindruckend ist allerdings auch der Tiefblick auf die Essener-Rostocker Hütte vom Gipfel. Viele der sichtbaren Gipfel dürften sicherlich ein Begriff für viele der Leser sein: Dreiherrnspitze, Großvenediger, Simonyspitzen, Großer Geiger...

Absteigen zu dieser kann man einerseits auf dem Aufstiegsweg oder alternativ einen Rundweg begehen. Aufgrund des doch recht rutschigen Aufstiegswegs wählte ich „freiwillig“ die Rundtour, zumal dieser etwas einfacher sein sollte. Nach einem Aufenthalt von einer Stunde auf dem Gipfel brach ich zusammen mit einer Familie auf, denn die ersten dicken Wolken am Himmel ließen für den Nachmittag nicht sonderlich gutes Wetter erwarten. Die ersten Meter des Abstiegs erfolgen in der steilen SW-Flanke des Berges. Der Pfad windet sich sehr steil in Serpentinen bergab, so dass man auf dem losen Untergrund sehr vorsichtig sein muss! Wenig später gilt es zwei mit Seilen gesicherte ausgesetzte Stellen zu meistern - beide können jedoch über einen unmarkierten Steig umgangen werden.

"Ich" vor den Simonyspitzen
Blick zum Defregger Haus (vom Gipfel)


Mit erreichen des Talkessels hat man auch alle „Schwierigkeiten“ überwunden. Von nun an folgt man dem Weg durch Wiesen mal mehr oder weniger steil in Richtung der Essener-Rostocker Hütte. Die Umrundung des Rostocker Ecks dauert allerdings einige Zeit, denn die zurückzulegende Wegstrecke sollte nicht unterschätzt werden. Auch die kleinen Gegenanstiege sind nicht zu verachten und ärgern die müden Beine...

Die letzten Meter zur Hütte führen durch das sumpfige Gelände im direkten Umfeld der Hütte, allerdings helfen einem die zahlreichen Bretter einen halbwegs trockenen Weg zu finden.

An der Hütte angelangt, genoss ich erst einmal ein kühles Weizenbier, welches ich mir meiner Meinung nach verdient hatte. Auch konnte ich jetzt noch einmal den Gipfel ausgiebig begutachten und mich über mein Wetterglück freuen. Während die Lasörlinggruppe bereits in dicke Wolken eingehüllt war, lag die Essener-Rostocker Hütte noch in strahlendem Sonnenschein.

Fortsetzung des Gipfelgrates - hinten der Lasörling

Gegen 14 Uhr machte ich mich aber auch an dan Abstieg, der mit etwas mehr als einer Stunde zu veranschlagen ist. Zwischenzeitlich nieselte es immer wieder ein wenig, allerdings hatte ich Glück mit meiner Routenwahl. Ein Tal weiter, so erfuhr ich später, hatte es bereits gegen 13 Uhr stark geregnet...

Kontrastreiche Landschaft bei der Essener-R. Hütte

Tourenzusammenfassung

Ausgangspunkt der Wanderung:

Parkplatz bei "Hinterbichl am Großvenediger"

Höhenmeter Auf- / Abstieg

1300 

1300

Dauer Wanderung

2 h bis zur Essener-Rostocker Hütte, 1,5 h bis zum Gipfel, 1 h Abstieg zur Hütte, 1-1,5 h bis ins Tal

Allgemeines Fazit

Die schönste Tour des Urlaubs aufgrund der phantastischen Aussicht und der schönen Steige